Tscheppach
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte 1334 unter dem Namen Scheppach; von 1368 ist die Bezeichnung Schepach überliefert. (Wikipedia und historisches Lexikon)
Bisherige Deutungen: Ortsnamen.ch
Id. IV, 952 deutet Tscheppach als Tschätt-Bach, d.h. als Bildung aus einem lautmalerischen Element zu schweizerdeutsch schätteren(n), tschättere(n) «schnarren, rasseln, klappern, klirren» (cf. auch Id. VIII, 1497, 189) und dem Gattungswort Bach. GLS VI, 199 und Hubschmied (1933a: 260) denken an eine Bildung mit dem lateinischen Gattungswort cippus «Baumstamm, Strunk, Stock»; Hubschmied postuliert dazu eine Grundform *Cippacum mit der Kollektivendung -acum (so auch Wartburg 1939b: 408; Meyer 1949: n° 2; Amiet 1952: 77; FEW III, 694; Wiesli 1969: 129). Bruckner (1936: 260, n. 4) postuliert eine Grundform *Cappiacus zum lateinischen Personennamen Cappius und der Ortsnamenendung -ach. Diese Erklärung wird von Meyer (1948: n° 2), Glatthard (1977a: 59) und Lätt (1994: 106) übernommen. Kully (1999c: 24) führt den Namen zunächst auf eine Grundform *Cepp(i)ācum zurück, verwirft dann aber diese Deutung (2000: 35s) und schlägt eine alemannische Bildung vor, die einen alten Gewässernamen Scheppach < *Scheggbach (zu schägg «schief, krumm, gebogen», mittelhochdeutsch schiec «schief, verkehrt»; Id. VIII, 419) weiterführe. Das SONB I, 651 postuliert als Grundform *ze deme schëggbache «beim Krummbach». Heute trage der Bach nicht mehr diesen Namen; im Kanton Solothurn finden sich allerdings weitere gleichlautende Gewässer- und Flurnamen. Wie Kully unterstreicht, werden alle alten Belege im Anlaut mit Sch- geschrieben, was auf eine Aussprache mit [ʃ] hinweist. Eine Rückführung auf lateinisch ca- [ka] ist deshalb lautlich unmöglich. Auch eine Herleitung von cippus oder Ceppius muss abgelehnt werden, da lateinisch ci,e- [ki, ke] im Galloromanischen (und in einer alemannischen Lehnform aus dem Galloromanischen) auf keinen Fall zu [tʃæ-] wird. Die Mundartform [ˈʃæpəχ] schliesst zudem ein vor [a] gesenktes [i] oder einen Primärumlaut aus; beide hätten in der modernen Mundart zu [e] geführt. Es muss somit ein althochdeutsches [ɛ] zugrunde liegen, das sich in der Solothurner Mundart zu [æ] öffnet. Die lautmalerische Deutung des Namens durch das Idiotikon wird angesichts des sanften Geländes, in dem der Bach verläuft, abgelehnt.
Besprechung:
Hubschmieds Erklärung ist nicht nur aus den von Kully erwähnten lautlichen Gründen abzulehnen. Bildungen mit dem Ortsnamensuffix -akos/-acum bezeichnen den Landbesitz einer Person; sie enthalten in der Regel als erstes Element einen lateinischen, seltener einen keltischen Personennamen. Eine Zusammensetzung mit einem Gattungswort scheint ausgeschlossen (cf. Lambert 22003: 39). Ein Personenname *Cippus ist zudem in den verfügbaren Dokumentationen zur lateinischen Personennamengebung nicht belegt (zu Personennamen, die vom Gattungswort cippus abgeleitet sind, cf. Schulze, 441). Bruckners Vorschlag einer Bildung mit Cappius ist aus lautlichen Gründen unmöglich. Wie zahlreiche sprachgrenznahe Ortschaften in der westlichen Deutschschweiz zeigen, bleibt lateinisches ca- im östlichen Frankovenzalischen bis ins 9. Jahrhundert als [kʲa] erhalten; es wird in den deutschen Lehnformen mit [g] wiedergegeben (Gempen SO, Gampelen BE, Giffers FR, (Nieder-)Gesteln VS etc.). Die Erklärung von Kully (2000) und SONB I, 650s ist der beste bisher vorliegende Deutungsvorschlag.
Deutung:
Der Name Tscheppach «der krumme Bach» ist wahrscheinlich ein ursprünglicher Bachname, der sekundär auf die Siedlung übertragen worden ist. Er kann auf das schweizerdeutsche Adjektiv schägg «schief, krumm, gebogen» und das althochdeutsche Gattungswort bah «Bach» zurückgeführt werden. gs/ks
Kommentar
1 Kopie des 15. Jahrhunderts. Das vorangestellte T- im Anlaut ist jung. Es tritt in den Belegen erstmals 1418 auf. Daneben hält sich die alte Form ohne [t] schriftlich bis 1825 und gilt mündlich bis heute (SONB I, 648).
1987
Kategorie
Anzahl an veröffentlichten Bildern in der Kategorie: | 16 |
Anzahl an nicht veröffentlichten Bildern in der Kategorie: | 0 |
Kategorie ansehen: | 21 x |