Lengnau 

997 Lengenach, 1228 Lengieuva, 1281 Lengowa, 1300 Leinggowa, 1357 Lengnöw, 1460 Lengnowe, 1681 Lengnaw, 1743 Lengnauw und um 1800 (1805) Lengnau, franz. früher Longeau, In Lengnau finden sich Spuren einer Besiedlung durch Steinzeitmenschen. (Wikipedia und historisches Lexikon ) Liste der Kulturgüter

Besprechung: Ortsnamen.ch

Wenn auf den Erstbeleg und die Form 1040 Lanha abgestellt werden kann, hiess Lengnau ursprünglich Lengenach, Langaa «Langwasser, Langenbach» (< althochdeutsch lang, lanc(h) «lang» + althochdeutsch aha, mittelhochdeutsch ahe «Fluss, Wasser»). Dies würde wörtlich den lateinischen Belegen Longa Aqua «Langwasser» und den gleichbedeutenden romanischen Formen (1228 Longieuva; modernfranzösisch Longeau, frankoprovenzalisch [lɔdjɛw], jurassisch [lɔ̃dʒɔːv]) entsprechen. Lateinisch ăqua (> eau, [ɛw], [ɔːv]) bedeutet in Ortsnamen ebenfalls «Wasser, Fluss» (→ Albeuve FR, Noiraigue NE etc.). Lengenach/Longeau wäre somit ein Übersetzungs-Namenpaar. Aufgrund der Quellenlage kann nicht sicher festgestellt werden, ob die deutsche oder die romanische Namenform älter ist, doch wäre eine deutsche Übersetzung eines ursprünglich romanischen Namens in diesem altburgundischen Randgebiet nicht ungewöhnlich (cf. → Welschenrohr SO). Seit Ende des 12. Jahrhunderts haben sich im Deutschen die Formen vom Typ Lang-au, Lengnau (< lang, lanc(h) + althochdeutsch ouwa, mittelhochdeutsch ouwe «Land am Wasser») durchgesetzt. Der Austausch der Grundwörter -aha und -ouwa ist kein Einzelfall (Grossenbacher Künzler 1999: 459s; cf. auch → Schangnau BE).

Deutung:

Lengnau bedeutet «bei der langen Au, am langgezogenes Gelände am Wasser». Es handelt sich wahrscheinlich um einen teilweise umgedeuteten Namen. Wie die romanischen Namenformen Longeau etc. und die ältesten deutschsprachigen Belege zeigen, hiess die Ortschaft früher vermutlich Lengenach «am langen Bach». Die althochdeutschen Grundwörter -aha «Bach» und -ouwa «Land am Wasser, Halbinsel» konnten im Lauf der Zeit leicht ausgetauscht werden, da sie lautlich und in ihrer Bedeutung nahe waren. Weitere bibliographische Angaben: Bruckner (1945: 66, 144); Schwab (1971: 63); Besse (1997: 176). ks

Im Boden des Gemeindegebietes von Lengnau stösst man verschiedentlich auf altes Gemäuer von gebrannten und andern Steinen; unter den ersteren kommen namentlich viele Leistenziegel vor, die angeblich zum Theil mit Stempelinschriften versehen sind. In diesem Winkel des Kantons ist eine Lokalität besonders zu erwähnen, welche römische Ruinen von beträchtlichem Umfang enthält. Es ist dies das sogenannte Breitholz, ein niedriger Hügel von 400 Jucharten Flächenraum, von der Kantonsmarche durchschnitten, die 2/3 dem Kanton Solothurn und 1/3 dem bernischen Kanton , der Gemeinde Lengnau zugeteilt ist. in den Jahren 1832 - 1838 wurde dieser urbar gemacht. Die Menge alten Gemäuers von Steinen , Backsteinen und Leistenziegeln soll beträchtlich und auf dem ganzen ausgereuteten Raum verteilt gewesen sein. (A.Jahn 1850)

1987