Ligerz
Die in einer Abschrift von 1441 überlieferte früheste Erwähnung des Ortes als Lieresse geht auf das Jahr 1178 zurück, 1218 ist ein Volmarus de Liegerche bezeugt. Der Ortsname ist wahrscheinlich eine Ableitung von frankoprovenzalisch als Flurname häufig belegtem gllère < lat. glārea ‚Kies(-boden), Ufergeröll‘ mit dem Suffix -esse < -īcia. 1236 Ligerce. Franz. Gléresse. (Wikipedia und historisches Lexikon) Liste der Kulturgüter
Bisherige Deutungen: Ortsnamen.ch
Gatschet (1867a: 286) meint, Ligerz als Ableitung von einer inexistenten lateinischen Form *legia «Gehölz, Wald» erklären zu können. Stadelmann (1904: 240), gefolgt von Friedli (1922: 107), geht von einem lateinischen Personennamen Ligerius aus; er postuliert eine Grundform *(sedes) Ligeritia «Wohnsitz des Ligerius». Gemäss Jaccard (1906: 190), der zu Recht darauf hinweist, dass der Name ursprünglich mit [ʎ] ausgesprochen wurde, ist Ligerz/Gléresse mit dem Suffix -esse vom häufigen frankoprovenzalischen Flurnamen gllère (glère, lière) «Kiesboden, Ufergeröll» (< lateinisch glārĕa «Kies») abgeleitet. Die deutschsprachige Namenform soll laut Jaccard auf eine Lautumstellung Gliresse > Ligerss zurückgehen. Weigold (1948: 39), der von Hubschmieds phantastischen Spekulationen zu «Flussgottheiten», «weissen Frauen» etc. beeinflusst ist (cf. → Leuk VS, Leuggelbach GL), will den Namen auf ein «gallorömisches» Adjektiv *leuc-aricia (mit dem keltischen Adjektiv leucos «weiss» und dem lateinischen Suffix -āriciu) zurückführen, welches in der Wendung *ripa leucaricia «das Ufer der weissen Frau» verwendet worden wäre. Diese Deutung wird von Glatthard (1977a: 147) und Besse (1997: 182) übernommen. Bossard/Chavan (21990: 62) nehmen Jaccards Deutung von Gléresse als Ableitung von lateinisch glarea wieder auf, ohne auf Jaccards unhaltbare Erklärung der deutschen Form einzugehen.
Besprechung:
Wie bereits Jaccard richtig erkannt hat, muss der Name Ligerz/Gléresse auf ein Etymon zurückgehen, welches das anlautende [ʎ] (> [j]) in den romanischen Formen erklärt. Die frankoprovenzalische Palatalisierung von gl- (> [ʎ]) ist spätestens seit dem 10. Jahrhundert belegt. Somit sind die Vorschläge von Gatschet, Stadelmann und Weigold klar abzulehnen. Jaccard Etymologie ist zur Erklärung der romanischen Formen Gléresse, [jərɛs], [jœrəs] einwandfrei. Nicht überzeugend ist seine Erklärung der deutschen Namenform. Diese könnte auf eine ursprüngliche Aussprache *[ʎəjərɛs] mit einem intervokalischen [j] zurückgehen, welches später zu [g] konkretisiert wurde (Wulf Müller, persönliche Mitteilung).
Deutungsvorschlag:
Der Name Ligerz/Gléresse ist sehr wahrscheinlich mit dem Suffix
-esse (< lateinisch -īcia) vom häufigen frankoprovenzalischen Flurnamen gllère (glère, lière) «Kiesboden, Ufergeröll» (< lateinisch glārĕa «Kies») abgeleitet. Die deutsche Namenform ist sekundär; ihre lautliche Entwicklung ist nicht sicher geklärt. ks
1985
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