Brüttelen
1142 Britinie, 1148 Britelgio, 1182 Britille, 1183 Britillo. Brüttelen (frz. Bretiège) 1917 Fusion mit Gäserz (davor selbständige Gemeinde). Im Grossen Moos gelegene Gemeinde im Seeland. Fruchtbares Gebiet mit fast schwarzem Boden, typisches Gemüseland. ( Wikipedia und historisches Lexikon) Kulturgüter
Hat Reihengräber, in welchen die Bestatteten einen Stein unter dem Kopf haben. An keltische Gräber hierbei zu denken, ist um so eher erlaubt, da eine Dorfabteilung den Namen: Hünigen trägt und Hüne, das ist Riese, eine altgermanische Bezeichnung des Kelten gewesen ist. Urkundlich heisst der Ort auch Bertieges 1255 (Albert Jahn 1850)
Bisherige Deutungen: Ortsnamen.ch
Zinsli (1974: 70, 89) verwirft einen unpublizierten Deutungsvorschlag von Hubschmied, der das Namenpaar Brüttelen/Bretiège auf eine angeblich keltische Doppelform zurückführt, nämlich *braku-tegilâs «Sumpfhütten», das sich zu Brüttelen entwickelt hätte, und ein gleichbedeutendes braku-tegiâs, welches Bretiège ergeben hätte. Schwab (1971: 39) postuliert eine Bildung mit einem keltischen Personennamen Britto oder Britellus, ohne auf weitere Einzelheiten einzugehen. Zinsli (1974: 70) schlägt eine Herleitung vom lateinischen Personennamen Brittus, Britta vor. Auch in den unpublizierten Materialien des BENB wird von einem Personennamen mit der Grundlautung *brit-/bret- ausgegangen. Besse (1997: 76) stellt zu Recht fest, dass der Name noch nicht befriedigend geklärt ist. Als Deutungshypothese schlägt sie einen vorromanischen Personennamen *Brittaljo an, der sich über Britell(i)o zu Brüttelen entwickelt haben soll.
Besprechung:
Hubschmieds Erklärung ist definitiv abzulehnen. Sie beruht auf inhaltlich und sprachlich falschen Voraussetzungen. Laut BENB II, 347s hat die neuere archäologische Forschung gezeigt, dass das Seeland zur Zeit der Kelten trocken und fruchtbar gewesen ist. «Sumpfhütten» als Benennungsmotiv ist deshalb nicht sinnvoll. Die Beibehaltung einer keltischen (oder vielmehr einer durch das Romanische vermittelten) Doppelform bis zum Eintreffen der Alemannen im 9./10 Jahrhundert wäre völlig ungewöhnlich. Schliesslich ist auch kaum nachvollziehbar, wie sich *braku- zu bri- hätte entwickeln können. Der lateinische Personenname Britto ist bestens belegt (Kajanto, 201). Schwabs Deutung durch einen keltischen Namen Britto ist deshalb überflüssig. Zinslis Vorschlag, Brüttelen könnte auf eine Bildung mit dem lateinischen Namen Brittus (oder ähnlich) zurückgehen, ist grundsätzlich sinnvoll, doch lässt er die Frage offen, mit welchem Suffix die deutsche Form und das französische Exonym gebildet sein könnten. Der von Besse postulierte Personenname *Brittaljo ist unbekannt. Er beruht auf keinem gebräuchlichen Bildungsprinzip. Zudem geht Besse mit keinem Wort auf die Frage ein, woher der Name stammen soll und wie auf dieser Grundlage die französische Form Bretiège erklärt werden könnte.
Deutungsversuch:
Die relativ uneinheitlichen historischen Belege (Britelgio, Britillo, Briterillas, Bertieges etc.) verunmöglichen eine sichere Deutung. Es könnte jedoch eventuell an eine Herleitung von einer Diminutivform *Brittéllus zum lateinischen Personennamen Brítto oder Bríttus gedacht werden. Die lateinischen Diminutivsuffixe -illu und
-ellu sind ausgesprochen häufig und können sich mit jedem beliebigen Wortstamm verbinden (Kajanto, 126). An den Personennamen *Brittéllus müsste anschliessend das feminine Ortsnamensuffix
-iaca getreten sein, welches als alternative Form zu -iacum vor allem in Nordfrankreich und in Belgien häufig ist (Buchmüller-Pfaff 1990: 20s). Eine hypothetische Grundform *(villa) Brittélliaca «Hof des Brittellius», in welcher das nachtonige -a- nach der Sonorisierung des intervokalischen -c- geschwunden wäre (> *Brittelga), könnte die doppelte Entwicklung zu Brüttelen/Bretiège erklären. Wie im Falle von → Biel/Bienne BE (<Bielna < * Bélena), wo im Deutschen das vorkonsonantische -l- und im Romanischen das nachkonsonantische -n- erhalten bleibt, hätte sich *Brittelga im Deutschen mit Schwund des -g- zu *Britela > [ˈbrʏtːələ] entwickelt. Im Frankoprovenzalischen hingegen hätte sich nach dem 9. Jahrhundert das nachkonsonantische -g- vor -a- zu [dʒ] palatalisiert (zur Lautchronologie cf. auch → Kerzers/Chiètres FR und Gampelen/ Champion BE); anschliessend wäre das -l- (wie in Bielna > Bienne) geschwunden. Diese Herleitung bleibt jedoch sehr unsicher. ks
1989
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