Ins
1. Erwähnung im Dokument vom Kloster St.Maurice welche den Ablauf wie folgt bestimmt. Der Text der ältesten Urkunde von 1009 zusammengefasst nach Fontes rerum Bernensium, 1.Band S.292,lautet:
Hupold gibt der Abtei St.Maurice Haus,Hofstatt und Weinberg zu Anestre (Ins) in der Grafschaft Bargen, und empfängt dafür von deren Vogte Burkard die Kirche zu Lyss in der Grafschaft Uransdorf (Utzensdorf ?): doch so, dass beide Besitzungen nach Hupalds, seiner Frau und seines Sohnes Tod frei an die Abtei fallen sollen. 1009 Anestre, 1179 Anes, franz. Anet. (Wikipedia und Historisches Lexikon) Liste der Kulturgüter
Bisherige Deutungen: Ortsnamen.ch
Stadelmann (1904: 242) schlägt vor, Ins/Anet durch den lateinischen Personennamen Anicius zu erklären. Diese Deutung wird bereits von Muret (1924b: 443) mit überzeugenden lautlichen Argumenten verworfen. Hubschmied (1938c: 125) will den Namen auf keltisch *ānas, ānisī «bei den Sümpfen» zurückführen, wobei er sich im Klaren ist, dass auf dieser Grundlage die deutsche Form Ins nur schwer erklärt werden kann. Seine Deutung widerspricht indessen der Hügellage der Gemeinde; auch hat laut BENB II, 347s die neuere archäologische Forschung gezeigt, dass das Seeland in keltischer Zeit trocken und fruchtbar gewesen ist. Lambert (22003: 207) zweifelt überdies daran, dass der Wortstamm ana- «Sumpf» keltischer Herkunft ist. Müller (1998c: 57s) weist darauf hin, dass ein heute trockengelegtes Tal die ganze Siedlung durchzieht. Er schlägt deshalb vor, den Namen auf einen alteuropäischen Gewässernamen *enios zurückzuführen, der auch dem Inn/En zugrunde liegt. Auf dieser Grundlage denkt er an eine Ableitung mit dem romanischen Diminutivsuffix -ittu; *Enittu hätte über *Enet zur französischen Form Anet, und über *Inetze (im Rahmen der zweiten deutschen Lautverschiebung) zu Ins geführt. Besse (1997: 169s), die Müllers These bereits kannte, schreibt, dass diese vermutlich in die richtige Richtung weise. Sie denkt jedoch vielmehr an einen Zusammenhang mit dem mehrfach belegten Gewässernamen Anisa, der sich auch in Österreich wieder findet (Enns, rechter Nebenfluss der Donau bei Linz, 562 Anisa). Sie schlägt deshalb für Ins eine Herleitung *Anisa > *Enis > *Inis (mit Umlaut und Assimilation von -e- > -i- vor folgendem -i-) > und anschliessender Synkope zu Ins vor. Wie Zinsli (1974: 70) zu Recht feststellt, sind die Deutungsvorschläge aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unhaltbar Zinsli selbst hält den Namen als nicht oder nur schwer erklärbar. Besses Vorschlag muss abgelehnt werden. Das auslautende feminine -a von *Anisa hätte in den gut belegten romanischen Formen erhalten bleiben müssen (cf. die historischen Belege für → Ober- und Unterems VS). Zudem sind keine zu E- umgelauteten deuschen Formen belegt. Müllers Deutungsvorschlag ist zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung. Die Doppelform Ins/Anet muss auf eine gemeinsame Grundlage zurückgehen. An einer ursprünglichen Wortwurzel *eni- ist kaum zu zweifeln; nur auf dieser Grundlage kann sich das unbetonte anlautende e- im Romanischen zu a- öffnen und im Deutschen durch Umlaut zu i- schliessen. Der Schwund des vorkonsonantischen -n- in der berndeutschen Form [ˈeisː] ist regelmässig. Der Ansatz weist jedoch noch lautliche und morphologische Schwächen auf. Er kann die historische romanische Form Anes nicht erklären; auch bleibt die Frage offen, warum keine einzige deutschsprachige Form eine Spur des postulierten -tz- von *Inetze aufweist. Ein Vergleich mit den historischen Formen von → Démoret VD (1154 Donmores) könnte hingegen auf eine Ableitung mit dem lateinischen Suffix -ĭtĭum/-ĭcĭum und eine anschliessende Verlagerung des Tonakzents auf die vorhergehende Silbe ([dɛˈmɔrə], [ˈanə]) hinweisen; in beiden Fällen scheint die Endung auf -et erst jüngeren Datums zu sein. Dies zeigt auch die deutsche Form Ins, die – wie in zahlreichen anderen zweisprachigen Ortsnamenpaaren – das Schluss-s von Anes bewahrt, welches in der in der französischen Aussprache geschwunden ist. Auch wenn eine Herleitung von einem Gewässernamen mit dem Stamm en- (*Eniciu-, *Enitiu) vermutet werden kann, ist beim gegenwärtigen Stand der Diskussion der Name Ins/Anet noch nicht völlig sicher geklärt. ks
Kommentar:
1 1182-87 gemäss Besse (1997: 168). Der in vielen Publikationen zitierte »Erstbeleg» 1009 in villa Anesterie (DiplRudolf, 337) kann nicht Ins betreffen. Hausmann (1999: 841) schlägt zudem vor, diesen Beleg als Aneske zu lesen (mül). – Die doppelte Belegreihe Ins/Anes wird im BENB II, 347 bis ins 17. Jahrhundert weitergeführt. Französisches Exonym: Anet [anɛt]. Frankoprovenzalische Dialektformen: [anət] (Prêles), [ˈanə] (Sugiez).
1988
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