Kallnach
1231 apud Calnachon, 1263 Kalnacho, Kallnach hatte, zumindest zeitweise, einen eigenen Ortsadel. So taucht beispielsweise ein Ritter Berthold von Kallnach urkundlich in den Jahren zwischen 1255 und 1265 in Erscheinung
Kallnach gilt als längstes Strassendorf der Schweiz. (Wikipedia und historisches Lexikon) Liste der Kulturgüter
an der zwischen Kallnach und der Aare in der Richtung von Bargen sich hinziehenden Höhe wurden vor längerer Zeit römische Münzen mit Ziegelstückchen und Fragmenten von Töpferware ausgegraben; auch stiess man daselbst auf starke Grundmauern. Ein im siebzehnten Jhr. abgefasstes Verzeichnis zerstörter Schlösser und abgegangener Ortschaften im bernischen Gebiete erwähnt eines Schlosses Kallnach. Wir müssen es dahingestellt sein lassen, ob diese Notiz sich auf jene Spuren römischen Alterthums bezieht, oder ob damit die urkundlich erwähnte Ritterburg Kallnach gemeint sei, die auf einer Anhöhe unterhalb des Dorfes gegen das Moos hin gestanden haben soll und wahrscheinlich aus einem römischen Strassenkastell entstanden ist. (Albert Jahn - 1850 S.10)
Deutung: Ortsnamen.ch
In der bisherigen Forschung wird der Name Kallnach einhellig als Bildung aus einem lateinischen Personennamen und dem keltischen Ortsnamensuffix -akos/-acum gedeutet. Zu Diskussionen hat nur die genaue Form des Personennamens Anlass gegeben. Laut Aebischer (1927b: 34) könnte die deutschsprachige Form des Ortsnamens grundsätzlich auf einen Personennamen wie *Callenus, *Callonus, *Calenus, *Calonus oder *Calcanius zurückgehen. Aufgrund des westschweizerischen Exonyms zieht Aebischer jedoch *Calcanius vor: *Calcaniācum entwickelt sich in der Tat regelmässig zu Chouchigny. Auf derselben Grundlage erklärt Aebischer auch die Entwicklung zur deutschen Form als *Calcaniācum > *Calcnach > Calnach/Kallnach. Dieser Vorschlag wird von Glatthard (1977a: 82) und BENB II, 402 übernommen. Nur Schwab (1971: 45) schlägt alternativ dazu den Namen Calinus vor. Der von Aebischer postulierte lateinische Personenname *Calcanius ist in den verfügbaren Dokumentationen nicht belegt. Bei Schulze, 287 und 352 finden sich nur die Namen Calcha und Calcinius. Morlet III, 47a deutet deshalb den französischen Ortsnamen Chauchigny (Departement Aube) von Calcinius ausgehend als *Calciniacum. Da sich diese Form im Französischen regelmässig zu *Chaucigny entwickeln müsste, wird das zweite -ch- von Chauchigny als Assimilation an das erste Ch- erklärt. Diese ad hoc-Erklärung ist jedoch kaum überzeugend. Es ist wenig wahrscheinlich, dass im frankoprovenzalischen Chouchigny und im französischen Chauchigny völlig unabhängig voneinander dieselbe Entwicklung stattgefunden hat. Es scheint deshalb sinnvoller, für beide Namen von *Calcaniacum auszugehen; Aebischers Vorschlag kann vermutlich beibehalten werden. Schwabs davon abweichender Ansatz kann das Exonym Chouchigny ohnehin nicht befriedigend erklären. Wie Glatthard feststellt, weist das anlautende [χ] der berndeutschen Dialektform [ˈχɑʊˌnəχ] auf eine Entlehnung ins Deutsche vor Beginn der zweiten deutschen Lautverschiebung hin, die laut Glatthard für [k] > [χ] im 7. bis anfangs 8. Jahrhundert stattgefunden hat. (In der jüngeren germanistischen Forschung wird diese Entwicklung etwas später angesetzt.) Die erst im 14./15. Jahrhundert belegte romanische Form Chouchigny kann nicht erst im Spätmittelalter nach der deutschen Form neu geformt worden sein. Sie muss – wie die deutsche Form Kallnach auch – direkt auf *Calcaniācum zurückgehen. Kallnach und sein Exonym Chouchigny gehen sehr wahrscheinlich auf eine lateinische Grundform *(praedium) Calcaniacum «Landgut des *Calcanius» zurück. Kallnach gehört zur grossen Schicht der Ortsnamen, welche aus einem lateinischen Personennamen als Bestimmungswort und dem keltischen Suffix -akos/-acum gebildet sind. Diese Namen bezeichnen zunächst ein Landgut (lateinisch fundus) mit dem Namen des ursprünglichen Besitzers und widerspiegeln eine Periode, während der die keltische Bevölkerung zur Verwendung von lateinischen Personennamen übergegangen ist. Sie weisen auch auf vermehrten privaten Bodenbesitz hin. In der Deutschschweiz hat sich -acum generell zu -ach entwickelt (→ Dornach SO, Selzach SO, Bülach ZH etc.). In Norditalien und im Tessin wurde -acum zu -ago (→ Brissago TI). Für die Westschweizer Entwicklungen cf. → Erlach/Cerlier BE. ks
1992
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