Müntschemier
1185 Munchimur, franz. Monsmier, Das Kloster Erlach hatte 1185 Grundbesitz in Müntschemier. (Wikipedia und historisches Lexikon) Liste der Kulturgüter
Bisherige Deutungen: Ortsnamen.ch
Der Name Müntschemier ist in der bisherigen Forschung nicht befriedigend gedeutet. Zinsli (1974: 70) und Glatthard (1977a: 169) vermuten eine Bildung aus lateinisch monte «Berg» und einem unbekannten Personennamen. Besse (1997: 210) denkt unter Vorbehalt an eine Bildung mit monte und dem ostgermanischen Personennamen Skirmir (Kaufmann 1968: 307), erwähnt aber auch einen Ansatz *Montius-muru (mit dem lateinischen Personennamen Montius). Der Wegfall des -r- vor -m- in *Munt-Skirmiro wird mit einer Lautentwicklung begründet, die im 14. Jahrhundert in jurassischen Dialekten belegt ist.
Besprechung:
Die von Besse vorgeschlagenen Hypothesen sind nicht haltbar. Die Erklärung einer seit dem 12. Jahrhundert im Seeland nachgewiesenen Form durch eine erst später belegte (und zudem jurassische, d.h. nordfranzösische) Lautentwicklung ist nicht sinnvoll. Es ist auch nicht einzusehen, warum ein zweifellos mit lateinisch monte gebildeter Ortsname unbedingt einen germanischen Personennamen enthalten soll. Wie die archäologische Forschung gezeigt hat, ist das Seeland seit vorrömischer Zeit bewohnt; in Müntschemier selbst ist ein römisches Gräberfeld belegt (HLS). Die Deutung durch *Montius-muru stützt sich auf den isolierten Erstbeleg 1185 Munchimur ab, welcher aus der päpstlichen Kanzlei stammt und nicht als Grundlage der Deutung verwendet werden kann.
Deutungsvorschlag:
Wir vermuten in Müntschemier eine Bildung mit dem häufigen lateinischen Personennamen Camerius. Die regelmässige frankoprovenzalische Entwicklung von anlautendem ca- zu [tʃi-, tʃə-] und von -eriu zu -ier (> [i]) entspricht genau dem Resultat, die in der modernen berndeutschen Dialektlautung und im frankoprovenzalischen Exonym zu beobachten sind; die deutschsprachige Form widerspiegelt ziemlich zuverlässig den Lautstand im vermutlich sehr späten Zeitpunkt der Germanisierung der Ortschaft (cf. Glatthard 1977a: 169). Analoge Namenbildungen aus monte und einem lateinischen Personennamen finden sich auch im Fall von → Guggisberg (Montcuchin) BE oder Montaubion(-Chardonney) VD. mül/ks
1987
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